Jemand, der im noblen Speiserestaurant mit blossen Händen Fritten aus der Schüssel greift und in den Mund schiebt; der die Platte mit den Bruschettas als Unterlage an sich reisst und somit als Ersatz für einen Teller vor sich hinstellt, eine erste schon mal, geifernd, in den Mund schiebt, die Platte danach zur Verfügung der übrigen Tischrunde wieder an den Ort zurück rückt, wo der Kellner die Speise, die gemeinsam zu teilen ist, platzierte; der, wird ihm die bestellte Noisette serviert, daraufhin feststellt, eigentlich hätte er etwas anderes gewollt und darum, den ersten Kaffee von sich weisend, vom Kellner fordert, ordert, er möge doch lieber ein Cappuccino bringen, gilt als neureich. Jemand, der so handelt, wie beschrieben, müsste damit rechnen, des Hauses unwürdig, des Ortes verwiesen zu werden. Doch!

In Nizza sammelt sich viel Volk. Georges Simenon hat sich dieses Treiben in seinem Buch Maigret voyage zum Thema gemacht und, ungeschrieben, den Möchtegernreichen gewidmet. Sicher, die Stadt am Mittelmeer dient dem berühmten Kommissar lediglich als Umsteigeort. Die Reise führt den Ermittler auf seiner Suche nach den Hintergründen im Fall eines Mordes in verschiedene Etablissements gehobenen Standards, in welchen sich Menschen herumtreiben, die ihren Auftritt nicht wert sind. Was da an Maseratis mit viel Lärm porscheiert vorgeführt werden, Gefährte von Menschen, wo die Leasingetikette noch unter der Windschutzscheibe klebt! Doch was soll’s: Vor dem Hotel wird geklotzt und geglotzt.

Die Lektüre des Krimis Maigret voyage verleitet zu Ideen, die einen anderen Weg nehmen als der Plot, der in die Aufklärung des Falls durch Commissair Maigret mündet. Im Buch liegt der Spannungsbogen auch in einem anderen Bereich als jenem, der dazu dient, die Zusammenhänge in einem Mordfall zu klären. Es ist die Atmosphäre, die kreiert wird durch Menschen, die nicht in den Foie gras der gesellschaftlich Hochdotierten gehören, dennoch aber in der Hautevolee mitfliegen wollen und darum bereit sind zu kuschen, sich zu ducken, wo immer möglich, und sei es auch nur, wenn es darum geht, sich für ein teures Auto zu verschulden.
