Eigentlich beabsichtige ich, das Stück mit den Bärtierchen und den Nacktmullen, diesen fetten, nackthäutigen Met- oder Leberwürsten, fertig zu lesen. Aber in einem beschaulichen Haus zu sitzen und – als Leser – danach zu lauschen, wie es kracht und macht, wenn die Herren aneinander geraten, hat auch seinen besonderen Reiz. Um dem Nacktmull auf die Schliche zu kommen und den Bestzeller würdig zu huldigen, hätte ich in Berns Abwasserkanäle hinab steigen müssen. Da liest es sich schon sauberer in den klinisch gut gereinigten Gängen des Inselspitals, wo sich an verschiedenen Orten in Paul Wittwers Werk Eiger, Mord und Jungfrau blättern lässt, bis schliesslich auch die letzte Seite gewendet ist, so dass der Krimi-Thriller, mit heissen Ohren zu Ende gelesen, bei Seite gelegt werden kann.

Für alle, die es nicht wissen: Bei der Insel handelt es sich um eines der wichtigsten und renommiertesten Spitäler der Schweiz und gleichzeitig um einen Moloch. In dieses Ungetüm vermochte ich dank Wittwer einzudringen und unbeschadet von jeder Medizin und jedem Skalpell die Einrichtung näher kennen zu lernen. Der Autor richtet auch den Menüplan an, wie man sich, ungesehen – steckt man versteckt in diesem Haus – heimlich verköstigen kann. Zu ergänzen ist: Der Roman weist eine besondere Eigenart auf. Die erste Hälfte des Buches gestaltet Paul Witter als Krimi. In der zweiten Hälfte legt der Autor hingegen seine Fäden für einen Thriller aus.

In einem unbotmässigen Tempo führt der Plot durch die Gänge und Schächte der klinischen Einrichtung, so dass mir als Leser Hören und Sehen vergehen. Ich schaue von meiner Bank empor zur Decke, wechsle hinaus auf den Vorplatz, wo mehr Raum gegeben ist, um mich vom Thrill zu erholen, und wo ich vorerst einmal tief durchatmen kann. Mein Blick steigt die Fassaden der umgebenden, hohen Klinikgebäude hoch und auch zu jenem Gang, der aus dem Gebäude herausspringt und als Brücke in einen anderen Kliniktrakt führt. Ich stelle mir vor, wie durch diesen Brückengang Betten sausen, mit welchen Patienten von einer Abteilung in eine andere verschoben werden und sage mir dabei: Die Insel ist nicht nur ein Spital, sondern auch eine Achterbahn.
