Die Vertreibung aus dem Paradies

Es heisst: Gott schuf die Welt in sechs Tagen und liess dann eine Pause von vierundzwanzig Stunden folgen. Das war einmal. Mark Twains kurze Geschichte über die Menschwerdung schildert die Entstehung der Menschheit aus der Perspektive eines Hundes. Diese Assoziation jedenfalls weckt der Autor mit bitterbösem Blick auf seinen Helden zu Beginn des Textes Adam’s Tagebuch. Das Werk besticht aufgrund seines Umfangs. Darum sei es in diese Sammlung über Bücher, die am Ort ihres Geschehens fertig gelesen werden, aufgenommen – nach dem Motto: Wieder einmal etwas Kurzes für zwischendurch.

Die Kreation ist und bleibt etwas Merkwürdiges, Mysteriöses und Unerklärliches, auch wenn die Religionen handgestrickte Erklärungen und Antworten ersonnen haben und daraus Kapital schlagen. Twains Adam durchlebt seine Verwandlung zum ersten Vater der Zivilisation hautnah aus der Perspektive eines staunenden und misstrauischen Mannes. Ihm wird nicht klar, was Eva die ganze Zeit über mit den Obstbäumen anstellt, stellt aber dann überrascht fest: „Sie kam und trug Zweige und Laubgirlanden; ich fragte, was das soll, und riss alles weg und schmiss es davon; sie kicherte und errötete; ich hatte zuvor niemanden solcherart kichern und erröten sehen; auf mich wirkte es unpassend und dumm.“ Eines wird in der Geschichte deutlich: Der Garten Eden ist überall, wenn man seine Augen verschliesst vor dem, was so um die eigene Person herum geschieht.

Darum kann die hübsche Erzählung Twains, die in jenem seltsam benannten, nicht situierten Hain spielt und wo Adam endgültig Gefangener seine Eva wurde, auf einer Bank in einem beliebigen Garten gelesen werden. In meinem Fall habe ich unter einem Girlandenbaum Platz genommen. Ich wechselte dann hinüber unter einen Himbeerbaum, weil dieser besser duftet, wenn er voller Früchte hängt, um das Büchlein fertig zu lesen mit dem Hintergedanken im Kopf: Schöpfung ist überall.

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