Die Arbeit

Wer je einen Granatapfel geöffnet hat, weiss, dass man seine liebe Mühe damit hat, bis all seine Kostbarkeiten heraus geschält sind. Die Lust auf die Frucht ist aber gross. Bis all diese Vorhaut, Zwischenhaut, Umhaut und jungfräuliche Haut entfernt ist, um an die begehrten Früchte heranzukommen, ist eine gehörige Fingerfertigkeit nötig. Der Granatapfel verfügt über viele Häute, viel Haut. Man möchte aber von dieser nicht mehr verletzen, als nötig ist. Die Angelegenheit ist recht blutig. Das beweisen die Finger, die sich in das Fleisch hineinbohren.
Gut, die Dinger, die sich aus dem Fleisch herauslösen lassen, haben die Form von spitzen Zähnen, die aus Zahnfleisch entfernt werden. Sie sie sind aber nicht hart, sondern ungeheuer lecker. Darum stossen die Finger immer wieder frisch in die Frucht vor, um an die Süsse des Kerns zu gelangen.
Manch zarter, aber bestimmt ausgeführter Griff ist nötig, bis es endlich heisst: Es ist vollbracht! Der Genuss kann beginnen. Und dann kann das ganze fleischliche Ballett ermattet zurücksinken und sich der versöhnlichen Umarmung im Gaumen in Form einer Beilage zu einer Speise hingeben.

Die Ernte
Ein Kommentar zu “Des Granatapfels viele Häute”